Flughafen Kloten
Wie von der israelischen Airline empfohlen, trifft die Reisende zwei Stunden vor Abflugszeit am Gate des Zürcher Flughafens in Kloten ein. Ein ernst dreinblickender Mittzwanziger mit gleichmässig gestutztem Bart bittet sie vor sein Stehpult. Darauf: Ein leeres, israelflaggenblaues Klemmbrett.
Der Sicherheitsbeamte bittet um den Reisepass. Als er das hellrote Büchlein aufschlägt, ziehen sich seine Brauen zusammen. Er lässt die Reisende stehen. Sie ihrerseits sucht den Blick ihrer Begleitung, welche ein paar Meter weiter befragt wird und recht entspannt wirkt.
Der Beamte kommt zurück an sein Pult.
"Selma. This is an arabic Name."
Ihre Eltern haben sie nach Selma Lagerlöf benannt, mochten schwedische Namen. Selma sagt etwas in der Art.
"So... do you have a swedish passport?"
Nein.
"Where are your parents from?"
Sie antwortet wahrheitsgemäss: Mutter aus Deutschland, Vater gebürtiger Schweizer.
Als der Beamte weiterfragt, spricht er auf einmal Deutsch. Woher kommen Ihre Grosseltern? Wer finanziert Ihre Reise? Was wollen Sie in Israel? Und kennen Sie Leute in Irak, Afghanistan, Jordanien, Ägypten – vielleicht Palästina?
Sie muss von Grundschulbildung bis Studiumsinteressen alles Mögliche und Unmögliche berichten.
Dass Selma keine arabischen Wurzeln hat, will der Beamte immer wieder hören, ohne es zu glauben. Was Selma nicht weiss: Auch ihr Nachname Matter ist im arabischen Raum populär.
Ohne den pinken "Diese Passagierin ist OK"-Sticker auf dem Flugticket darf die Reisende das Flugzeug schlussendlich trotzdem besteigen. Sie ahnt noch nicht, dass man ihren aufgegebenen Rucksack einmal umgegraben und selbst die Unterhosen durchwühlt hat. Und das war erst die Einreise.